
Coronavirus. Soziale Isolation. Ausgangssperren. Wer hätte sich noch vor Wochen gedacht, dass es in Österreich jemals soweit kommen würde? Ich ehrlich gesagt nicht. Und damit bin ich sicherlich nicht alleine. Abgesehen von den beängstigenden Auswirkungen, die das Virus auf unsere Gesundheit und unser Umfeld hat, bringt es auch unsere berufliche Existenz zunehmend in Gefahr. Immer mehr Unternehmen kämpfen ums Überleben und müssen sich neue Strategien überlegen, um den Kampf gegen Corona nicht zu verlieren.
Um einen kleinen Beitrag zu leisten, habe ich mich auf die Suche nach hilfreichen Tools begeben, die es ermöglichen, Dienstleistungen digital anzubieten.
Wer kann Live Streaming nutzen?
Yoga Studios, Hundeschulen, Künstler. Die Liste an Dienstleistern ist lang, und sie alle haben ein Problem: Ihre Einnahmequelle basiert vorrangig auf persönlichen Treffen. Während Händler und Restaurants rasch simple Lösungen wie Online Shops und Lieferdienste anbieten können, benötigt es bei Dienstleistern, die keine Güter verkaufen, mehr Kreativität, um ihr Business in die digitale Welt zu transformieren.
Den ersten Schritt haben viele Unternehmen jedoch schon längst getan. In Zeiten von Facebook, Instagram & Co. stehen uns heute multifunktionale Plattformen zur Verfügung, die es ganz einfach machen, mit unseren Kunden in Kontakt zu treten.
So auch, als die Regierung bekannt gab, dass außer Geschäften des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittelhändler, Apotheken, Drogerien, Postämter und Banken alle Lokalitäten schließen müssen und auch öffentliche Veranstaltungen gänzlich gestrichen werden. Eine Entscheidung, die zahlreichen Unternehmen ihre Existenzgrundlage nahm. Zumindest vorerst!
Binnen kürzester Zeit begannen verschiedenste Institutionen ihr Angebot auf Online-Kurse umzustellen. Mit mehr oder weniger gut produziertem Content.
Die größten Stolperfallen beim Live Streaming
Viele Unternehmer sind „One-(Wo)Man-Shows“, ergo: Es steht also niemanden helfend zur Seite, wenn es darum geht Licht, Ton und Kamera richtig einzustellen. Und schon gar nicht in Zeiten von Corona, in der Selbstisolation als höchstes Gebot gilt.
Was kann man also tun, wenn man alleine in der Wohnung sitzt und eine Yogastunde abhalten möchte?
- Natürliche Lichtquellen nutzen
Tageslicht schafft eine helle, freundliche Atmosphäre ohne dabei großen Aufwand zu betreiben. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass man sich nicht direkt ins Sonnenlicht setzt. Besser ist es, wenn die Lichtquelle durch leichttransparenten Vorhänge scheint und damit diffus („weich“) wird.
Kann erst am Abend aufgenommen werden, sollte unbedingt für genug Licht im Raum gesorgt werden, um sogenanntes „Bildrauschen“ zu vermeiden. Licht richtig zu setzen, ist eine Kunst für sich und bedarf viel Übung. Wer also untertags filmen kann, tut sich und seinen Zusehern einen großen Gefallen. - Kamera Settings
Egal, ob Smartphone-, Tablet- oder Laptop-Kamera, mit diesen Geräten lässt sich heutzutage ohne Probleme ein Videostream aufzeichnen. Die Probleme entstehen eher bei der Auswahl des richtigen Drehorts als auch bei der Positionierung der Kamera.
Grundsätzlich ist ein heller, ruhiger und nicht allzu großer Raum (Anm.: Ton! siehe Punkt 3) ideal, um Videoaufzeichnungen zu machen. Ein ruhiger Hintergrund legt den Fokus auf den Vortragenden und macht das Zusehen angenehmer. Der Bildausschnitt sollte so gewählt werden, dass sich die Person im Bild frei bewegen kann und ein Positionswechsel (zB für Yogaübungen) problemlos möglich ist.
Damit es nicht zu ungewollten Bildwacklern kommt, sollte die Kamera unbedingt auf einem Stativ oder anderweitig fixiert werden. - Ton Settings
Hier gilt eine Grundregel: Je weiter man sich vom Aufnahmegerät entfernt, desto schlechter wird die Tonqualität. In Kombination mit einem großen, hallenden Raum kann das Bild noch so schön sein, aber die Zuseher hören genau nichts und werden über kurz oder lang den Livestream beenden.
Kleine Räume, die mit einem Teppich und Vorhängen ausgestattet sind, schaffen hingegen eine gute Raumakustik. Wer regelmäßig Videos dreht und sich dabei frei im Raum bewegen möchte, ist mit einem zusätzlichen Mikrofon (zB zum Anstecken) gut beraten. - Leistungsstarke Internetverbindung
Raum, Kamera, Licht und Ton können noch so perfekt eingerichtet sein – wenn der Videostream immer wieder abhakt, kostet das nicht nur Nerven, sondern am Ende auch Zuseher. Um ruckelfrei in HD zu streamen, empfiehlt es sich nicht über WLAN sondern über eine LAN-Verbindung (also im besten Fall den Laptop oder Computer ans Netzwerk anschließen) zu streamen. Im Regelfall benötigt man für einen Upload zwischen 1 – 6 Mbit/s. Wie man das am besten austesten kann und was es noch zu beachten gibt, gibt’s hier zum Nachlesen.
Die besten Streaming-Apps
Nachdem wir die Settings besprochen haben, geht es jetzt darum, das Video an die Kunden zu bringen, und das im besten Fall live. Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Social Media Kanäle
Facebook, Instagram und Youtube bieten schon seit geraumer Zeit Live-Übertragungen an. Der Vorteil: Kunden & Interessierte sind bereits am Kanal und müssen nicht extra kontaktiert werden. Zudem müssen Zuseher keine zusätzlichen Apps runterladen und sind eher gewillt, das Angebot einer Liveübertragung zu nutzen. Die Liveübertragung ist anschließend im eigenen Profil gespeichert und kann nochmals gepostet werden. - Zoom-App
Zoom ist ein Online-Kommunikationstool, mit dem Meetings live oder asynchron abgehalten werden können. Jeder, der teilnehmen möchte, muss sich die App downloaden (verfügbar für Smartphone, Tablet & Desktop) und registrieren. Zoom ist in zwei Varianten verfügbar: die kostenlose Version ist nur für private Gespräche sowie Gruppenkonferenzen gedacht und hat ein Zeitlimit von 40 Minuten.
Die kostenpflichtige Version nimmt unbegrenzt auf und lädt die Aufnahmen automatisch in die Cloud. Der Link kann anschließend versendet werden. - Google Hangouts
Google Hangouts ist eine super Möglichkeit, um Video-Konferenzen für sich zu testen. Das Tool funktioniert Browser-basiert (also keine zusätzliche App notwendig) und man kann ganz easy mit seinem Gmail-Account einsteigen. Für bis zu 10 Teilnehmer ist das Tool kostenlos, darüber hinaus muss bezahlt werden. - Cisco WebEx
Ähnlich wie Zoom muss für WebEx eine eigene App downgeloadet und installiert werden. Bis zu 100 Personen können an einem Livestream teilnehmen. In der Gratis-Version gibt es ebenfalls eine zeitliche Beschränkung von 40 Minuten. Die kostenpflichtige Variante bietet wiederum unbeschränkte Streamingzeit und Upload in der Cloud an. Außerdem können hier andere Apps, wie zum Beispiel Google Drive, Outlook oder GitHub integriert werden. Je nach Arbeitsfeld und Anwendungszweck vielleicht ein spannender Aspekt. - Slack
Eigentlich wird Slack als Projektmanagement-Tool genutzt. Aber auch hier sind Video-Calls möglich. Wenn Slack also bereits Bestandteil der täglichen Arbeit ist, macht es durchaus Sinn Video-Meetings künftig über dieses Tool abzuhalten. Meiner Meinung nach zum Beispiel spannend für Consulting-Berufe.
Und wie mache ich damit jetzt Geld?
Wir sind fast am Ende angelangt und jetzt kommt der spannendste Teil! Nachdem wir über Settings und Streaming Apps gesprochen haben, stellt sich jetzt nur noch die Frage: Wie verdiene ich damit Geld?
Meine persönliche Empfehlung ist es wie folgt vorzugehen:
- Einen Trial & Error Testlauf machen
Aller Anfang ist schwer und viele begeben sich mit Live-Streaming auf unbekanntes Terrain. Darum sollte zu Beginn auf gratis Kurse gesetzt werden. Kurze Sessions zu verschiedenen Zeitpunkten ermöglichen es auszutesten, wann die User am besten Zeit haben. Außerdem kann Feedback zur Video- und Tonqualität eingeholt werden. Wer zu Beginn auch kein Geld mit Videostreams verdient, kann getrost auf kostenlose Tools setzen, um auch für sich selbst herauszufinden, ob diese Option überhaupt für einen in Frage kommt.
Wichtig: Kommuniziert der Community, dass es sich hierbei um einen Testlauf handelt! Somit ist auch klar, dass die Services über kurz oder lang kostenpflichtig werden. - Auf kostenpflichtige Services umsatteln
Die Online Sessions sind gut besucht, der Kundenstock ist da und auch gewillt für den Content Geld zu zahlen? Dann wird es Zeit umzusatteln. Dazu ist wichtig herauszufinden, wie man die Kunden am besten erreicht? Sei es über Social Media, die eigene Website (die eventuell sogar schon ein Booking-System integriert hat) oder per Newsletter. Bereitet eure Kunden rechtzeitig darauf vor, dass die Testphase vorbei ist und ihr nun hochwertigen Content zu gewohnten Preisen anbietet. Wie auch im „realen Leben“ könnt ihr natürlich Bundles anbieten, Testpakete schnüren oder Aktioncodes versenden, um neben euren Bestandskunden auch neue Kunden zu gewinnen. - Zahlen – Link erhalten – Einsteigen
Wer jetzt nicht in große Umbauarbeiten auf seiner Website investieren will, muss sich bereit erklären, den Zahlungsprozess manuell zu verwalten. Folgender Lösungsvorschlag ist für eine begrenzte Teilnehmeranzahl (und begrenzten Zeitraum) gut umsetzbar und verursacht wenig Zusatzkosten:
Für jeden angebotenen Online-Kurs wird ein Paypal-Link erstellt, der via Social Media, auf der Website und/oder Newsletter kommuniziert wird. Jede eingegangene Bezahlung erhält den Link zum Videostream per Mail retour und kann am Meeting teilnehmen.
Wichtig: Hierfür muss der Paypal-Account auf ein Geschäftskonto umgestellt werden (Gebühren fallen an). Außerdem sollte unbedingt mitgetrackt werden, ob die Anzahl an Zahlungen mit den Teilnehmern im Kurs übereinstimmt.
Eine geballte Ladung an Information! Hoffentlich sind viele hilfreiche Tipps & Tricks bei der Umsetzung von Videostreams dabei. Wer mehr zu dem Thema wissen möchte oder eine konkrete Frage hat, findet meine Kontaktdaten oben rechts im Menü. 😉